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Das bäuerliche Leben in Wanlo am Ende des 19. und zu Beginn des des 2O. Jahrhunderts.

Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich mehr Menschen unseres Dorfes mit Ackerbau und Viehzucht. Manche betrieben Landwirtschaft allerdings nur im Nebenerwerb; denn viele betrieben die Seidenweberei am eigenen Webstuhl, andere waren schon in Fabriken (Webereien) in der näheren Umgebung beschäftigt. Da es keine Erbhofbauern gab, wie etwa im Westfälischen, wurde das Land bei Heirat der Kinder an diese als Erbanteil verteilt und bis zur späteren ersten Flurbereinigung konnte man überall kleine schmale Ackerparzellen finden. So wurde denn manches "Feld " mit geliehenem Pferd und Gerät bearbeitet, wofür man dann später bei der Ernte oder beim Dreschen, sozusagen als "Gegenleistung aushalf. Mancher "Kleinlandwirt" spannte entweder einen Ochsen oder ein paar Kühe vor den Pflug.

Wie sah nun damals das Ernten aus? Das reife Getreide wurde mit dem Sicht, einer kurzstieligen Sense gemäht, Morgen für Magen. Mit dem "Matthok", einem flachen Stiel) an dessen Ende sich ein Haken befand, zog man das Getreide zu einem Bündel zusammen und hob es, den linken Fuß unter das Bündel, den "Matthok" von oben über das Bündel und den Sicht in das hintere Ende geschlagen, außerhalb des "Schnittganges". Und mancher Bauer legte Wert darauf ‚ daß die "Garben" wie mit der Schnur ausgerichtet auf dem Felde lagen. Nach einigen Stunden des Mähens kamen dann die Frauen, Töchter oder Mägde zum Garbenbinden nach. Jede Garbe erhielt eine Strohbindung (enne Bangk) und Roggen, wegen der Länge der Halme, eine zweite wofür allerdings die oberen Teile einiger Halme benutzt wurden. Manche Frau stülpte "enne Mauw" über die Arme, entweder ein abgeschnittener langer Strumpf oder eine eigens hierfür genähte längliche Stoffhülle, damit die Arme nicht zerstochen wurden oder aber gegen das Stechen von Disteln, die manchmal, trotz früheren "Stechens" wieder hochgewachsen waren. Nach bestimmter Garbenzahl, es war meist mit der Vormittags- oder Nachmittagszeit abgestimmt, begann dann das "Aufsetzen" der Garben (op Hööp). Man nahm unter jeden Arm eine, manche vermochten auch zwei Garben beidseitig zu fassen, und setzten sie hintereinander und gegeneinander auf. Dabei mußte auch die gesamte "Richtung" stimmen. Denn ungerade Reihen der hier aufgesetzten Garben zeugten von keinem "akuraten" Bauer.

War nun alle Frucht gemäht, begann das Einfahren. Das war für Mensch und Tier kein leichtes Tun. Draußen stach die Sonne und Karre für Karre oder bei den "großen" Bauern, Wagen für Wagen (Leiterwagen) mußten vollgeladen; d.h. mit Erntegabeln "hochgestochen" werdend Der Mann auf der Karre hatte eine bestimmte Reihenfolge beim Legen der Garben einzuhalten; denn wenn auch nachher, nachdem 3 und 4 Lagen ("Loere") auf der Karre waren, ein Seil darüber gespannt wurde, so konnte doch manche Schwankung der Ladung, durch "Schlaglöcher" verursacht, eine ganze Fracht abrutschen lassen. Es mußte daher regelrecht im "Verbund" geladen werden.

In den Scheunen aber schwitzten Männer, Frauen und Kinder je Höher es unter das Dach ging. Abends waren dann Menschen und Pferde redlich müde; doch am anderen Morgen rollte Punkt 7 Uhr das erste Fahrzeug wieder aufs Feld !

Nach dem Einfahren begann das Dreschen. Allerdings wurde es meistens bis in den Winter hinein verschoben; denn im Spätsommer und Herbst mußte rechtzeitig gepflügt und gesät werden. Und das geschah Furche um Furche; denn es wurden nur einscharige Pflüge benutzt.

Das Dreschen beschäftigte im Winter wieder manche Dorfbewohner. Wenn man hört, daß für einen ganzen Tag 50 Pfg. Dreschlohn gezahlt wurden, so kann man es kaum glauben. Allerdings muß man berücksichtigen, daß dabei 4 Mahlzeiten mit einzuberechnen waren. Auch "enn Fläsch Klo(a)re" zum Aufwärmen fehlte nicht. Die Tenne (d'r Denn), die einen festgestampften Lehmboden hatte, war für Wochen der Dreschplatz. Zunächst wurde Stroh ausgebreitet, damit die Getreidekörner beim Dreschen nicht zerquetscht wurden. Dann wurden die Bündel aufgeknotet und so auf die Tenne gelegt, daß die Ähren beieinander lagen. Meistens lagen so vier Reihen Garben gegenüber. Nun begannen die Männer mit den Dreschflegeln ihr Werk. Der erste begann zu schlagen und ging langsam nach vorne, der zweite schlug nun im Gegentakt dazu und folgte dem ersten über die Garben. Schließlich kam auch noch der dritte hinzu. Geschlagen wurde also im Zweier- oder Dreiertakt je nach der Anzahl der Drescher. Und es gab ein "Donnerwetter", wenn man "aus dem Takt kam". Nach dem Dreschen wurde mit Gabeln das Stroh hochgehoben, geschüttelt und beiseite gelegt, wo Frauen wieder Strohbündel banden, die auf den Strohstall als Streu für das Vieh kamen.

Das Getreide wurde durch die "Wannmühle" befördert. Letztere war etwa 2-3 m lang 1 m breit und hatte innen 4-6-Windflügel. Diese wurden von außen durch einen Drehstab "Schwengel", in Bewegung gesetzt und erzeugten so Wind, der das Getreide von der Spreu ("Kaaf") trennte. "De Kaaf" flog nach hinten aus der Wannmühle, das Getreide rutschte nach vorne über ein schräges Brett auf den mit einem großen Tuch abgedeckten Boden, wo es dann mit Handschaufeln in Säcke gepackt wurde. Meistens wurde auch noch die "Kaaf" aufbewahrt zum Gebrauch bei der Hühner- und Schweinehaltung.

Um 1900 gab es bereits Dreschmaschinen, die Stroh, Spreu und Getreide voneinander trennten. Da aber Wanlo noch keinen elektrischen Strom hatte -19o8/1909 gab es erst für Wanlo Strom- wurden die Dreschmaschinen von einem "Göpel" angetrieben. Außerhalb der Scheune, der Tenne, war der "Göpel" installiert .Mehrere Zahnräder waren, etwas in die Erde eingelassen, angebracht, die eine Achse trieben, die wiederum zur Dreschmaschine führte und diese in Tätigkeit setzte. Der "Göpel" wurde von Zugtieren, einem Pferd manchmal auch von 2 Kühen gezogen. Manchmal wurden den Tieren Tücher vor die Augen gebunden, damit sie den dauernden Rundgang nicht merkten.



Die ersten Dreschmaschinen banden auch das Stroh noch nicht automatisch. Da mußten wieder Garben gebunden werden. Erst Jahre später, etwa 1910-1920 kamen dann nach und nach vollautomatische und elektrisch betriebene Dreschmaschinen nach Wanlo.

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