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Die Geschichte der Volksschule Wanlo

Zusammengestellt von Herrn Hauptlehrer Gippert am 15. Juli 1949

Die amtlichen Aufzeichnungen der Gemeinde Wanlo beginnen mit dem Jahre 1587. Die Berichte sind sehr kurz gehalten und von einer Schule ist keine Rede. Erst im Jahre 1781 nennt man die Schule, die in der Kirchstraße gestanden hat. In diesem Jahr wurden Kirchstraße und Schule völlig eingeäschert. In der Nähe der Kirche baute man eine neue Schule. Die Gemeinde zählte über 2000 Seelen, die Zahl der schulpflichtigen Kinder betrug 50. Der Küster gab den Unterricht. 1809 einigten sich Gemeinderat und Kirchenverwaltung darüber, daß Lehrerstelle und Küsterdienste getrennt werden sollten.1810 übertrug die Gemeinde einem Herrn Busch aus Neuß die Lehrerstelle. Doch bald verzog dieser, um sich auf den Priesterstand vorzubereiten. 1814 wurde er schon geweiht.

Am 3, November 1812 übernahm Herr Gottfried Wimmers die Lehrerstelle, der bereits 13 Jahre in Neukirchen unterrichtet hatte. Dieser nahm an einem sechswöchigen Lehrerkursus teil und konnte 1816 durch den Herrn Regierungs- und Schulrat Delbrück fest angestellt werden. 26 Jahre hat er der Schule Wanlo vorgestanden. Seine Einkünfte bestanden in einem Schulgeld, das von den Eltern aufgebracht werden mußte. Um seine Lage zu verbessern, arbeitete er nebenbei als Sekretär auf dem Bürgermeisteramt unter dem Bürgermeister Settels.

1842 baute man eine neue Schule mit 2 Lehrsälen und einer Lehrerwohnung (Kirchstraße 229). 1846 feierte Herr Wimmers sein 50-jähriges Dienstjubiläum und schied aus dem Schuldienst aus. An seine Stelle trat Herr Leber Hackenbroich, der aber nur bis 1848 blieb. 1847 bekam Kuckum seine eigene Schule. Am 1. Januar wurde Herr Lehrer Dewies, der in Wehr, Kreis Heinsberg, tätig war, nach Wanlo versetzt. Sein Gehalt betrug 185 Taler. Für das Beten des Rosenkranzes in der Kirche wurden 15 Taler vergütet. 1859 stieg das Gehalt auf 250 Taler und 1872 beschloß der Gemeinderat, das Einkommen auf 280 Taler zu erhöhen. Am 15. September 1873 setzte die Königliche Regierung das Gehalt der Lehrer für Wanlo und Kuckum auf 350 Taler fest, rückwirkend ab 1. Juli 1873.

1850 war die Kinderzahl so gestiegen, daß die beiden Schulsäle nicht mehr ausreichten. Deshalb wurden die unteren Räume der Lehrerwohnung zur Schule genommen. 1868 verfügte die Regierung die Einrichtung einer dritten Klasse. Ein Klassenraum wurde ausgebaut. 1878 betrug die Kinderzahl 178. Am 14. Oktober 1889 schied Herr Lehrer Dewies nach einer würdigen Abschiedsfeier aus dem Amte, nachdem er 44 Jahre und 5 Monate im Dienst gewesen war. Sein Nachfolger wurde Hauptlehrer Heinrich Gilles, der am 19. Marz 1921 in den Ruhestand trat. Die Schülerzahl stieg auf 213 Kinder und die Schule wurde vierklassig. Ein weiterer Raum stand aber nicht zur Verfügung. Als Nachfolger von Hauptlehrer Gilles trat am 1. Apri1 1921 Herr Hauptlehrer Martin Jülicher sein Amt an. Er wurde am 16. April 1923 als Rektor nach Wickrath versetzt. Ihm folgte Herr Hauptlehrer Kronenberg, der am 1.1.1926 zum Rektor nach Rees ernannt wurde. Zum 15.Dezember 1926 übertrug die Regierung die Schulleiterstelle dem Hauptlehrer Josef Geiser.

1928 war die alte Schule so baufällig geworden, daß man an einen Neubau denken mußte. Schon 1912 hatte der Gemeinderat in einer Sitzung Stellung zu nehmen. Eine neue Schule zu bauen wurde mit dem Hinweis auf die hohen Steuersätze und die hohen Kosten, die der Landwirtschaft durch die Landzusammenlegung entstanden, abgelehnt. Am 26.8.12 wählte man aber eine Kommission zwecks Verhandlung mit der Regierung in Düsseldorf. Diese sollte einen Teil der Baukosten übernehmen. Die Regierung erklärte sich bereit, einen Zuschuß von 8000,- Mark zu leisten. Darauf beschloß der Gemeinderat am 30.9.1912 den Bau einer neuen Schule vorzunehmen. Als Bauplatz wählte man ein Grundstück neben dem neuen Bürgermeisteramt. Eine vierklassige








Schule mit einem Kellerraum zur Unterbringung der Kohlen sollte gebaut werden. Eine Lehrerwohnung wurde nicht vorgesehen. Während des Weltkrieges 1914 - 1918 konnte das Projekt nicht zur Ausführung kommen. Erst 1928 bemühte man sich, Schul- und Kreisverwaltung, erneut um den Neubau einer Schule. Der Gemeinderat beschloß dann, eine vierklassige Schule zu bauen. Die Regierung bewilligte der Gemeinde einen Zuschul3 von 45.000,- Mark. Im Frühjahr 1929 wurde mit dem Neubau begonnen, und am 8. Januar 1931 konnte die neue Schule eingeweiht werden. Da es an weiteren Mitteln fehlte, war es nicht möglich, Küche und Baderäume auszubauen. Die Schülerzahl betrug 167.

Durch Geburtenrückgang und Abwanderung zur Stadt fiel die Schülerzahl ständig. 1936 waren es 136 Kinder. Eine Lehrerstelle mußte abgebaut werden und Hauptlehrer Gippert, der seit dem 1. Juni 1930 in Wanlo tatig war, wurde nach Pesch, Kreis Neuß, versetzt.

In den letzten Tagen des Krieges 1940 - 1945 wurde die Schule so stark beschädigt daß Unterricht nicht mehr in ihr erteilt werden konnte. Granaten hatten großen Schaden angerichtet. Fast das gesamte Inventar war verschwunden. Darum wurde in der alten Schule der Turnraum einigermaßen hergerichtet, so daß am 15.8.1945 mit dem Unterricht begonnen werden konnte. Durch Zunahme der Geburten und Zuzug von Flüchtlingen stieg die Kinderzahl auf über 170.

Es mußten unbedingt die Beschädigungen an der neuen Schule behoben werden. Vor der Währungsreform (1948) fehlten der Gemeinde die Naturalien, um Baumaterial kompensieren zu können. Nach der Währungsreform hat man zwei Räume fertiggestellt, so daß am 5. Juli 1948 der Unterricht aufgenommen werden konnte. Die Kinderzahl beträgt augenblicklich 168. Vier Klassen müssen in zwei Räumen unterrichtet werden. Nun hat man auch die beiden anderen Räume in Angriff genommen, so daß zu hoffen ist, daß bald die Kriegsschäden restlos beseitigt sind.

Am 1. August 1934 wurde Wanlo in die Landgemeinde Wickrath eingegliedert. Durch diese Maßnahme mußte Wanlo seine Selbständigkeit aufgeben. Die Schule gehört nun zum Schulverband Wickrath.
gez. Gippert

1958 wurde Herr Hauptlehrer Gippert wegen Erreichens der Altersgrenze pensioniert und Lehrer Küppers, bis 1953 Erster Lehrer und Schulleiter an der 2-klassigen Volksschule in Süsterseel Kreis Geilenkirchen, übernahm die Schulleitung und wurde zum Hauptlehrer befördert. Herr Küppers leitete die Schule bis zu ihrer Auflösung im Rahmen der Zusammenlegung von Schulen in Nordrhein - Westfalen zum 31.Juli 1968.

2008 wurde die Schule Wanlo geschlossen.
Der Schulunterricht findet nun in der Gemeinschaftsgrundschule Beckrath statt.

Anmerkungen des Chronisten zu den Reportagen in der Tageszeitung "Rheinische Post" von Samstag, dem 1. Juni 1968 und Mittwoch dem 19. Februar 1986.

Die beiden Zeitungsausgaben sind absichtlich nicht zeitgeordnet eingefügt worden. Da aber ein geschichtlicher Überblick über die Zeit von 1587 bis 1968 hauptsachlich über Schulgebäude und Lehrpersonen bereits in der Chronik vorhanden waren, schien es doch angebracht, beide Berichte hier einzufügen.

Es dürfte für den Leser interessant sein, zu erfahren, wie sich das Schulwesen aus recht primitiven Anfängen - wenn auch erst nach 150 - 200 Jahren - allmählich zu einer selbständigen Institution entwickelt hat, allerdings nach und nach immer mehr von öffentlichen (staatlichen) Stellen übernommen. Doch zeigt die "Reportage" vom 19. Febr. 1986 wie sich das Erziehungswesen in ein Gegenteil verwandelt hat; denn hier kann wohl kaum noch von "Erziehung", von "Erziehung als Heilswille am Kinde "(Eggersdorfer) gesprochen werden.

Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, daß sich in letzter Zeit - seit Anfang 1985/86 - wieder andere Perspektiven im Erziehungswesen auftun. Zwei hiervon seien angeführt: Die erste möchte zurück zum Unterricht der Erziehung die das Kind wieder zu Charakterstärke, im tieferem Erkennen und festerem Besitz des Erlernten führt, andererseits als zweites Ziel, den jungen Menschen zum maschinellen Denken (Computer) zu führen, um im späteren Leben mit der Technik, weniger mit dem Menschsein, dem Zusammenleben mit dem von Gott geschaffenen Wesen "Mensch" fertig zu werden.

Was wird die Zukunft bringen?

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